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Die Pastoralreferenten unserer Kirchengemeinde treffen sich zum virtuellen Stehkaffee – und erzählen, was ihren Beruf so ausmacht

Mal angenommen, ihr würdet Menschen, die mit Kirche gar nichts zu tun haben, erklären, was euer Beruf ist. Was sagt ihr?

Stephanie Schnucklake: Wir sind Seelsorger in der Pfarrei St. Laurentius. Das heißt, wir sind Ansprechpartner für die Menschen in ihren jeweiligen Lebensbereichen - mit allem, was sie bewegt. Das können ihre Glaubensfragen sein, aber auch Themen aus ihrem Alltag - Sorgen, Gedanken, etwas, worüber sie sich mit jemandem austauschen müssen. Hauptsächlich arbeiten wir hauptberuflich zusammen mit vielen Ehrenamtlichen in den verschiedenen Gruppierungen und Arbeitsbereichen, die es in einer Kirchengemeinde zu finden gibt. In der Vorbereitung auf die Erstkommunion oder Firmung, als Begleiter der kfd, Messdiener oder Pfadfinder, bei Angeboten für Familien oder Singles und auch im Predigt- oder Beerdigungsdienst.

Jens Hagemann: Es gibt aber auch PastoralreferentInnen, die in besonderen Arbeitsbereichen der Seelsorge tätig sind. Das ist dann die “Kategorialseelsorge”. Diese Arbeitsfelder sind eher in sich geschlossene Systeme, wo wir mit unserer Berufsgruppe mitarbeiten können. Hier gibt es zum Beispiel die Arbeit im Krankenhaus und Altenheim, in der Hochschulpastoral, in der Schule, in der Erwachsenenbildung, in der Jugendarbeit oder in der Kirchenverwaltung.   

Marion Bause: Als Pastoralreferentin komme ich mit den Menschen von der Geburt bis zum Tod zusammen. Diese Vielfalt in der Arbeit mit den unterschiedlichen Herausforderungen der Lebensphasen finde ich das Faszinierende in meinem Beruf. Keine Woche gleicht der anderen. Sie ist angefüllt mit verschiedenen Treffen zu Besprechungen unterschiedlicher Aktionen, der Feier von Gottesdiensten mit großen und kleinen Gruppen, Einzelgesprächen… Unsere Arbeit lebt von der Begegnung mit anderen Menschen.

Ulrich Hagemann: Rein technisch betrachtet sind wir Angestellte des Bistums Münster, eingesetzt in St. Laurentius Warendorf, unser Vorgesetzter ist der Pfarrer, unser Dienstherr der Bischof. Aber Gott sei Dank haben wir bei uns im Pastoralteam eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe. Darum sind wir alle – soweit ich das einschätzen kann – super zufrieden, hier arbeiten zu können. Klar gibt’s immer Dinge, über die man sich ärgert. Aber insgesamt kann ich wirklich sagen, dass ich gern hier in Warendorf bin, und das trifft, denke ich mal, auch auf meine Kollegen zu.

 

Fangen wir mal vorne an: Wir wird man eigentlich Pastoralreferent?

Tobias Tiedeken: Es gibt verschiedene Zugangswege, um Pastoralreferentin oder Pastoralreferent zu werden. Die meisten haben studiert: Entweder Religionspädagogik an der Katholischen Hochschule Paderborn, oder Theologie, zum Beispiel in Münster. Aber es gibt auch manche, die vorher was ganz anderes gemacht haben und dann eine praxisbegleitende Ausbildung erhalten und dazu ein theologisches Fernstudium machen. Es gibt ganz verschiedene Zugangswege und somit auch einen bunten Haufen von Leuten, die diesen Beruf haben.

Marion Bause: Nach dem Studium sind alle für drei oder vier Jahre Pastoralassistenten in einer Pfarrgemeinde. Das ist das, was Lena Hox bis zum Sommer bei uns war. Im ersten Jahr der Ausbildung steht zunächst die Schulausbildung und die -prüfung im Vordergrund. Außerdem wird die praktische Arbeit  von regelmäßigen Studienwochen in Pastoralpsychologie und Pastoraltheologie begleitet. Diese finden im Institut für Diakonat und pastorale Dienste in Münster statt. Das ist eine anstrengende, aber auch sehr lehrreiche Zeit. Am Ende der Ausbildung steht eine Prüfung. Erst wenn diese bestanden ist, ist man Pastoralreferentin und wird vom Bischof zum Dienst im Bistum beauftragt.

 

Und was unterscheidet euch so in euren Aufgaben in St. Laurentius?

Jens Hagemann: Ich glaube, dass es erst mal ganz viel Gleiches in unseren Arbeitsfeldern gibt: Wir sind auf je unterschiedliche Weise mit Menschen unterwegs, planen Projekte, versuchen Menschen zu begleiten und zu helfen, feiern Gottesdienste und erzählen etwas von der Frohen Botschaft. Mich unterscheidet vor allem das Arbeitsfeld und die dortige Zielgruppe: Ich treffe jeden Tag auf Kinder und Jugendliche, die in der Schule einen großen Teil ihrer Tage verbringen - sozusagen eine andere Form von kirchlicher Jugendarbeit. Tag für Tag.

Tobias Tiedeken: 2017 bin ich zum Ständigen Diakon geweiht worden. Damit wird deutlich, dass mein Herz ganz besonders für die Menschen, die Hilfe brauchen, schlägt. Eingesetzt bin ich mit dem Schwerpunkt als Krankenhausseelsorger am Josephs-Hospital. Das heißt: dort Gespräche anbieten, Kranke besuchen, Menschen in schwierigen Situationen begleiten. Wir feiern auch Gottesdienste in der Kapelle. Aber auch in den Altenheimen, bei Beerdigungen, Taufen oder Hochzeiten arbeite ich mit.

Stephanie Schnucklake: Marion, Ulrich und ich sind mit unterschiedlichem Stundenumfang in der Gemeindeseelsorge eingesetzt. Während Marion und ich jeweils aus familiären Gründen eine halbe Stelle haben, ist Ulrich mit vollem Stellenumfang in Warendorf tätig. Meine Arbeitsbereiche liegen schwerpunktmäßig in der Arbeit mit Familien und Kindern. Die Erstkommunionvorbereitung begleite ich gemeinsam mit dem Kaplan, bin zuständig für die Begleitung der Familienmesskreise und der Kinderkirche, feiere Gottesdienste mit der Josefschule, arbeite an der Entwicklung und Umsetzung eines Taufkatechese-Projektes und im Ausschuss “Ehe, Familie und Beziehungen” mit. Wenn die Zeit es zulässt, übernehme ich auch Beerdigungen und den Predigtdienst in den Gottesdiensten. 

Marion Bause: Ein Hauptschwerpunkt ist die Religionpädagogik in unseren sieben Kindergärten. Neben der Feier von Gottesdiensten zu den unterschiedlichen Anlässen arbeite ich in religionspädagogischen Projekten in den einzelnen Einrichtungen. Darüber hinaus schule ich die Mitarbeiterinnen und arbeite mit den Einrichtungsleiterinnen zusammen. Ein zweiter großer Bereich ist die Zusammenarbeit mit den drei Frauengemeinschaften unserer Pfarrei. Nach der Erstellung des Institutionellen Schutzkonzeptes bin ich als Präventionsfachkraft in der Präventionsarbeit tätig. Im liturgischen Bereich übernehme ich Predigt- und Beerdigungsdienste und gestalte die geprägten Zeiten mit.

Ulrich Hagemann: In diesem Jahr bin ich verantwortlich für die Firmung und unterstütze unsere beiden ehrenamtlichen Leiter der Firmvorbereitung. Sonst begleite ich die Pfadfinder, die Sternsinger, die Ferienlager und engagiere mich im Pfarreirat, für Neue Wege, Caritas und Jugend. Ich habe auch fast jede Woche eine Beerdigung. Beim Gespräch mit den Angehörigen kommt man gut über Hoffnung, Sinn, über Gott und den Glauben ins Gespräch. Ich bin gemeinsam mit Marion Präventionsfachkraft und leite Präventionsschulungen. Besonders reizen mich Projekte, wo man Kirche nach „draußen“ bringt, also in Kontakt kommt mit Leuten, die man nicht sonntags in der Kirche sieht. Das Blaue Sofa, 60 Sekunden Sonntag, der Königstalk, das offene Schaufenster im Advent, der Adventskalender „Warts App“: Das waren meine Ideen. Gelegentlich habe ich auch den Predigtdienst am Wochenende.

 

Warum bist du Pastoralreferent, Pastoralreferentin geworden und was macht dir heute am meisten Freude in diesem Beruf?

Tobias Tiedeken: Ich wollte die Frohe Botschaft, die ich für mich entdecken konnte, den Menschen nahe bringen. Wenn mir das gelingt, freue ich mich immer noch.

Stephanie Schnucklake: Ich kann in meinem Beruf mit unterschiedlichen Menschen gemeinsam an einer Kirche bauen, die - unabhängig vom schlechten Image der Institution Kirche -, jeden Menschen so annimmt, wie er ist, und ihm eine Glaubensheimat geben kann.

Jens Hagemann: Ich wollte ausgehend von der Botschaft Gottes Menschen begleiten und helfen. Was mir am meisten Freude macht? Dass ich genau das tun darf und kreativ sein kann.

Marion Bause: Ich wollte in meinem Beruf mit Menschen zu tun haben. Ich will ihr Leben begleiten und davon erzählen, wie und wo ich Gott darin erlebe.

Ulrich Hagemann: Ich schätze das selbstverantwortliche Arbeiten mit Menschen in einem Bereich, der mir wichtig ist und mein Leben trägt: Der Glaube an Gott.

 

Was macht ihr, wenn ihr mal gerade nicht für die Kirche unterwegs seid?

Ulrich Hagemann: Ich bin gern unterwegs und liebe Städtereisen innerhalb Europas. Die Nordsee mag ich auch ganz besonders. Ansonsten ist Musik meine Leidenschaft, ich bin zum Beispiel ausgebildeter Kirchenmusiker. Ich freue mich sehr, dass ich das bei den Taizé-Gebeten einbringen darf.

Tobias Tiedeken: Dann kümmere ich mich vor allem um meine Familie und pflege Freundschaften.

Stephanie Schnucklake: Dann freue ich mich über freie Zeit für meine beiden kleinen Söhne (1 3/4 und 4,5 Jahre alt), um mit ihnen Playmobil zu spielen oder die Spielplätze unsicher zu machen. Sehr gerne verreise ich auch mit ihnen und meinem Mann. Schweden ist unser Lieblingsziel, aber auch die Ostsee oder der Schwarzwald haben es uns angetan.

Marion Bause: An erster Stelle steht die Zeit für meine beiden Söhne (8 und 14 Jahre) und meinen Mann. In der Natur und bei der Gartenarbeit kann ich mich super entspannen. Außerdem liebe ich Musik und das Tanzen!

Jens Hagemann: Dann bin ich sehr gerne bei meiner Frau und unseren drei Kindern. Daneben mache ich eine Fortbildung zum systemischen Berater. In der Zeit, die dann bleibt, singe ich in dem Acapella-Chor “Musaic” aus Everswinkel.

 

Wenn wir einen Blick in die Zukunft wagen: Wo siehst du St. Laurentius in zehn Jahren?

Marion Bause: Es wird eine kleinere Gemeinde sein, die ihr Gemeindeleben bewusst und aktiv gestaltet. Die Marienkirche wird umgebaut sein. Trotz der kleineren Gemeinschaft werden die Christen das Leben in der Stadt Warendorf mitprägen und den Menschen vor Ort präsent sein.

Jens Hagemann: Ich glaube, dass es in zehn Jahren ChristInnen in Warendorf gibt, die gemeinsam aus dem Glauben heraus leben. Ich wünsche mir, dass die Botschaft Jesu dabei weiterhin und immer wieder im Zentrum steht und mit Blick auf die Zeit immer neu verstanden werden kann. St. Laurentius wird anders sein… aber von Gott her.

Ulrich Hagemann: Ich glaube, der Umbruch von der Volks- zur Entscheidungskirche ist noch nicht ganz abgeschlossen. Ich vertraue darauf, dass es immer Menschen geben wird, die sich begeistern lassen von der Botschaft des Evangeliums, auch wenn sich in der äußeren Gestalt der Kirche noch einiges ändern wird. Mit diesen Menschen möchte ich gern meinen Glauben zusammen leben.

Tobias Tiedeken: Kleiner, aber mit einem gesunden Selbstbewusstsein ausgestattet. Letztlich wird es der Heilige Geist schon so machen, wie er es will.

Stephanie Schnucklake: Auf dem Weg durch die Zeit - mit dem Erleben von Höhen und Tiefen, aber immer noch lebendig.


Vielen Dank für das Gespräch!