
Schola Gregoriana Sti. Laurentii
Die Sonn- und Feiertage im Kirchenjahr

Vierter Fastensonntag
Introitus
Die Besonderheit der Messe des Vierten Fastensonntags scheint bereits beim ersten Wort des Introitus Laetare Ierusalem (Freue dich, Jerusalem!) auf. Aber nicht nur der Introitus, sondern das gesamte Messformular dieses Sonntags ist von der Vorfreude auf Ostern geprägt.
Der insgesamt freudige Charakter dieser Messe drückt sich auch in der für sie seit dem Mittelalter vorgesehenen, heute nicht mehr verbindlich vorgeschriebenen liturgischen Farbe rosa (statt violett) aus. Sie geht vermutlich auf ein Frühlingsfest zurück, für das man als Symbol eine kostbare Rose verwendete. Ein besonderes Motiv der diesen Sonntag kennzeichnenden freudigen Stimmung ist dann auch in der Tatsache zu sehen, dass mit dem Ritus der „Öffnung der Ohren" am darauffolgenden Mittwoch eines der wesentlichen Elemente der Taufspendung in der Osternacht schon vorweggenommen wurde, womit ohne Zweifel eine Steigerung freudiger Erwartungshaltung auf das nahende Osterfest verbunden war.
Der festliche und geradezu fröhliche Introitus Laetare Ierusalem überrascht gleich zu Beginn mit einer ganz ungewöhnlichen Intonation. Befragt man hierzu die mittelalterlichen Quellen des Gregorianischen Chorals, kommt man unwillkürlich zu der Überzeugung, dass es sich eigentlich nicht um eine Intonationsformel, sondern um eine Kadenzformel handelt, und zwar mit großer Wahrscheinlichkeit um ein bewusstes Zitat der Schlusswendung des Alleluia mit Vers Confitemini der Osternacht. Erneut ist darin - ähnlich wie im Introitus Invocabit me des Ersten Fastensonntags bei der Textstelle „et glorificabo eum" - ein kräftiger Hinweis auf Ostern zu sehen.
Das große Thema der gregorianischen Gesangstexte des Vierten Fastensonntags kristallisiert sich somit in dem Eigennamen "Jeru-salem" und allem, was sich hinter diesem Namen in jüdischem oder christlichem Verständnis verbirgt. Dies drückt sich nicht zuletzt in der Wahl der römischen Stationskirche dieses Sonntags aus: Santa Croce in Gerusalemme (Kirche zum Heiligen Kreuz in Jerusalem).
„Jerusalem" bedeutet Stadt des Heiles und des Friedens. Heil und Friede ist die Verheißung dieses Sonntags, mit Blick auf Ostern, das Fest, welches schlechthin dem Menschen Heil und Frieden schenkt. Und in dieser Verheißung ist denn letztlich auch die Freude begründet, die alle Gesangstexte des Vierten Fastensonntags, des Sonntags „Laetare", durchzieht.
aus: Johannes Berchmans Göschl: Das Kirchenjahr im gregorianischen Choral, S. 102ff
Laetare Ierusalem:
et conventum facite omnes qui diligitis eam :
gaudete cum laetitia,
qui in tristitia fuistis:
ut exsultetis,
et satiemini ab uberibus consolationis vestrae.
Freue dich, Stadt Jerusalem!
Kommt zusammen, alle, die ihr sie liebt.
Seid fröhlich, freut euch,
die ihr traurig wart.
Freut euch
und trinkt euch satt an den Brüsten eurer Tröstung.
Ps. 1
Laetatus sum in his quae dicta sunt mihi:
in domum Domini ibimus.
Ich freute mich, als man mir sagte:
„Zum Haus des Herrn wollen wir pilgern".
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