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Gregorianischer Choral an St. Laurentius

Das Kirchenjahr im gregorianischen Choral

Die Sonn- und Feiertage im Kirchenjahr

32. Sonntag im Jahreskreis

Communio

Das Proprium dieser Sonntagsmesse setzt sich aus Gesängen zusammen, deren ursprünglicher Ort unterschiedliche Wochentage der Fastenzeit sind. [...] Der Text der Communio Dominus regit me ist Psalm 22/23, dem wohl bekanntesten und beliebtesten aller Psalmen, entnommen. Hier ist fast jedes Wort inhaltlich von großem Gewicht und tiefer Bedeutung, was den gregorianischen Komponisten zu einer aufwendigen Vertonung mit vielen musikalischen Höhepunkten inspiriert hat.
aus: Johannes Bergmans Göschl: Das Kirchenjahr Im Gregorianischen Choral, EOS St. Ottilien, 2021, S. 272f

Dominus regit me,
et nihil mihi deerit :
in loco pascuae ibi me collocavit :
super aquam refectionis educavit me.

Der Herr ist mein Hirte,
nichts wird mir fehlen.
Am Ort frischen Grases, dort ließ er mich wohnen,
am Wasser der Ruhe zog er mich auf.
https://gregorien.info/chant/id/2433/0/de

Sie können diesen Choral hören:

https://www.youtube.com/watch?v=Bx5iFRAp3Bk  (Solo mit Quadratnotation)

https://www.youtube.com/watch?v=Ym7VK5BahLU (Schola)

und noch eine Version des Psalms von Philippe Rogier (1561 - 1596):
https://www.youtube.com/watch?v=VhdHqUj0Ne0

31. Sonntag im Jahreskreis

Introitus

Der ursprüngliche Ort des Introitus Ne derelinquas me ist die Messe des Mittwochs in der zweiten Woche der Fastenzeit. Der Text lässt einen ernsten bzw. bedrohlichen Hintergrund erahnen. Deshalb überrascht einmal mehr die Wahl des VII. Modus, der aber nur im ersten Satz den für ihn typischen Elan entfaltet. Der gesamte Rest des Gesangs zeigt hingegen eine straffere und dichtere kompositorische Struktur (ohne größere Aufschwünge der Melodie), die aber umso geeigneter erscheint, der flehentlichen Bitte um den Beistand Gottes Ausdruck zu verleihen.
aus: Johannes Bergmans Göschl: Das Kirchenjahr Im Gregorianischen Choral, EOS St. Ottilien, 2021, S. 271

Ne derelinquas me, Domine, Deus meus,
ne discedas a me:
intende in adiutorium meum,
Domine virtus salutis meae.

Verlass mich nicht, Herr, mein Gott;
weiche nicht von mir!
Achte auf meine Hilfe,
Herr, Kraft meines Heiles!

Ps.  1

Domine, ne in furore tuo arguas me:
neque in ira tua corripias me.

Herr, strafe mich nicht in deinem Zorn,
züchtige mich nicht in deinem Grimm!
https://gregorien.info/chant/id/5439/0/de

Sie können diesen Choral hören:

https://www.youtube.com/watch?v=VcABbe7uGPA (Solo mit Quadratnotation)
https://www.youtube.com/watch?v=j-3KREN-9Gw (Schola mit Quadratnotation)

30. Sonntag im Jahreskreis

Introitus

Der Introitus Laetetur cor dieser Sonntagsmesse findet im Laufe eines Jahres mehrmals Verwendung. In den mittelalterlichen Handschriften erscheint er mit vollständigem Text und vollständiger Neumennotation in der Messe des Donnerstags nach dem Vierten Fastensonntag. Dem Aufruf zur Freude an die Adresse derer, die Gott suchen, entspricht eine Melodieführung, die in schwungvollen Bewegungen den gesamten Tonraum des II. Modus nach oben und nach unten durchmisst.
aus: Johannes Bergmans Göschl: Das Kirchenjahr Im Gregorianischen Choral, EOS St. Ottilien, 2021, S. 268

Laetetur cor quaerentium Dominum:
quaerite Dominum, et confirmamini:
quaerite faciem eius semper.

Freuen soll sich das Herz derer, die den Herrn suchen.
Sucht den Herrn, und seid stark:
Sucht sein Angesicht immerdar!

Ps.  1

Confitemini Domino,
et invocate nomen eius:
annuntiate inter gentes opera eius.

Dankt dem Herrn!
Ruft seinen Namen an!
Macht unter den Völkern seine Taten bekannt!
https://gregorien.info/chant/id/4813/0/de

Sie können diesen Choral hören:

https://www.youtube.com/watch?v=1NB3ZZ_AbSU  (Solo mit Quadratnotation)
https://www.youtube.com/watch?v=zvu7T_dtQWg (Schola)

29. Sonntag im Jahreskreis

Communio

Die Propriumsgesänge dieser Sonntagsmesse wurden im Zuge der Liturgiereform - natürlich mit Ausnahme des Alleluia - unterschiedlichen Messen der Fastenzeit entnommen [...] Die Communio Domine Dominus noster ist ein Loblied auf den wunderbaren Namen Gottes. Im Verständnis des alttestamentlichen Menschen ist der Name Gottes gleichbedeutend mit dem Wesen Gottes, seiner Allmacht und seiner Liebe.
Der Höhepunkt in der Melodieführung liegt klar bei der Textstelle „quam admirabile" (wie wunderbar... !). Aber nicht nur an das Volk Israel und nicht nur an die Menschheit insgesamt wendet sich die Offenbarung des Wesens Gottes, seiner Allmacht und Liebe, sondern an die ganze Schöpfung („in universa terra"), wie nicht zuletzt die auffallende Vertonung des Wortes „universa" nachdrücklich unterstreicht.
aus: Johannes Bergmans Göschl: Das Kirchenjahr Im Gregorianischen Choral, EOS St. Ottilien, 2021, S. 266f

Domine Dominus noster,
quam admirabile est nomen tuum in universa terra.

Herr, unser Herrscher,
wie wunderbar ist dein Name auf der ganzen Erde!

Vers.  1

Quoniam elevata est magnificentia tua super caelos.

Denn erhaben ist deine Pracht hoch über die Himmel.
https://gregorien.info/chant/id/2292/0/de

Sie können diesen Choral hören:

https://www.youtube.com/watch?v=LGwOTYay5lk  (Solo mit Quadratnotation)

https://www.youtube.com/watch?v=RCZPc9w7IuQ (Schola)

28. Sonntag im Jahreskreis

Graduale

Mit Ausnahme der Communio entsprechen die Gesänge dieser Sonntagsmesse jenen des XXII. Sonntags nach Pfingsten der vorkonziliaren Ordnung des Kirchenjahres. [...] Im Graduale Ecce quam bonum wird das einträchtige, friedliche Zusammenleben unter den Menschen beschworen. Der Gesang beginnt mit dem emphatischen Ausruf "Ecce" (Siehe!), der durch ein rythmisch subtil differenziertes Melisma aufhorchen lässt. Der musikalische Höhepunkt des Chorstückes findet sich bei der Textstelle "habitare fratres in unum" ([wenn] Brüder beisammen wohnen). im Solovers wird bei dem Wort "descendit" ([Öl auf dem Haupt, das] herniederrinnt) - konträr zur Wortbedeutung! - der absolute Höhepunkt des gesamten Stückes erreicht. Aber im nachfolgenden Kontext wird dann doch das Herabrinnen des Salböls auf den Bart Aarons in geradezu tonmalerischer Manier dargestellt.
aus: Johannes Bergmans Göschl: Das Kirchenjahr Im Gregorianischen Choral, EOS St. Ottilien, 2021, S. 263f

Ecce quam bonum et quam iucundum
habitare fratres in unum.

Seht, wie gut und lieblich ist es,
wenn Brüder einträchtig beieinander wohnen.

Vers.  1

Sicut unguentum in capite,
quod descendit in barbam, barbam Aaron.

Wie Salböl auf dem Haupt,
das niedersteigt auf den Bart, den Bart Aarons.
https://gregorien.info/chant/id/2695/0/de

Sie können diesen Choral hören:

https://www.youtube.com/watch?v=Zo0hri2HJ6o (Solo mit Quadratnotation)
https://www.youtube.com/watch?v=c_Vo9jEjAZs  (Schola)

 

27. Sonntag im Jahreskreis

Introitus

Alle Menschen und der gesamte Kosmos sind dem Willen und der Macht des Schöpfergottes unterworfen. Mit diesem Gedanken wird die Messe des XXVII. Sonntags im Jahreskreis, des vormaligen XXI. Sonntags nach Pfingsten, durch den Introitus In voluntate tua eröffnet. Seine Melodie umkreist das ganze Stück hindurch die modale Grundtonstufe mi, die ihrerseits von Beginn an der starken Anziehungskraft der Tonstufe fa ausgesetzt ist. Diese modale Ambivalenz im unteren Halbtonbereich - wohl das wichtigste Charakteristikum des IV. Modus - hält den gesamten Melodieverlauf in stetiger Spannung, und dies obgleich kaum nennenswerte musikalische Höhepunkte zu verzeichnen sind.
aus: Johannes Bergmans Göschl: Das Kirchenjahr Im Gregorianischen Choral, EOS St. Ottilien, 2021, S. 260f

In voluntate tua, Domine, universa sunt posita,
et non est qui possit resistere voluntati tuae:
tu enim fecisti omnia, caelum et terram,
et universa quae caeli ambitu continentur:
Dominus universorum tu es.

Unter deinen Willen, Herr, ist alles gestellt,
und nichts gibt es, was sich deinem Willen widersetzen kann.
Du nämlich hast alles gemacht, Himmel und Erde,
und alles, was die Himmel in ihrem Kreis umfassen.
Der Herr über alles: Du bist es.

Ps.  1

Beati immaculati in via:
qui ambulant in lege Domini.

Selig, die untadelig sind auf dem Weg,
die wandeln im Gesetz des Herrn.
https://gregorien.info/chant/id/4324/0/de

Sie können den Choral hören:

https://www.youtube.com/watch?v=U-25_cRMLLo (Solo)
https://www.youtube.com/watch?v=cj_fd2YgkuM   (Schola mit Quadratnotation)

 

26. Sonntag im Jahreskreis

Introitus

Die Propriumsgesänge dieser Sonntagsmesse entsprechen ohne Ausnahme jenen des XX. Sonntags nach Pfingsten der vorkonziliaren Ordnung des Kirchenjahres. Im Introitus Omnia quae fecisti werden die Gerechtigkeit Gottes und seine Barmherzigkeit einander gegenübergestellt. Sie schließen einander nicht aus, sondern ergänzen sich gegenseitig. Dennoch drückt der Text aus dem Buch Daniel die Hoffnung aus, dass das letzte Wort der Barmherzigkeit Gottes vorbehalten bleibt, Gott zum Ruhm und dem Menschen zum Heil. Davon ließ sich auch der gregorianische Komponist inspirieren, der zwar im ersten Teil auch das gerechte Tun Gottes an den Menschen gebührend hervorhebt, aber im Schlussteil der vertrauensvollen Bitte um das Erbarmen Gottes noch größeren musikalischen Nachdruck verleiht.
aus: Johannes Bergmans Göschl: Das Kirchenjahr Im Gregorianischen Choral, EOS St. Ottilien, 2021, S. 257

Omnia quae fecisti nobis, Domine,
in vero iudicio fecisti,
quia peccavimus tibi,
et mandatis tuis non obedivimus:
sed da gloriam nomini tuo,
et fac nobiscum secundum multitudinem misericordiae tuae.

Alles, was du uns tatest, Herr,
hast du in gerechtem Urteil getan,
denn wir haben gesündigt gegen dich
und deinen Geboten nicht gehorcht.
Aber mach Ehre deinem Namen
und handle an uns nach der Fülle deiner Barmherzigkeit.

Ps.  1

Beati immaculati in via:
qui ambulant in lege Domini.

Selig, die untadelig sind auf dem Weg,
die wandeln im Gesetz des Herrn.

Ps.  2

Magnus Dominus, et laudabilis nimis,
in civitate Dei, in monte sancto eius.

Groß ist der Herr und hoch zu loben
in der Stadt unseres Gottes, auf seinem heiligen Berg.
https://gregorien.info/chant/id/5951/0/de

Sie können diesen Choral hören:

https://www.youtube.com/watch?v=lpQvbwu-Dxk (Solo mit Quadratnotation)

https://www.youtube.com/watch?v=OJNAcBKPJs8 (Schola)