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Gregorianischer Choral an St. Laurentius

Das Kirchenjahr im gregorianischen Choral

Die Sonn- und Feiertage im Kirchenjahr

Ostersonntag

Introitus

Die Anfänge des christlichen Osterfestes liegen weitgehend im Dunkeln. Sicher ist, dass die Christen von Beginn an am Sonntag, dem Herrentag, die Auferstehung Jesu als zentrales Heilsereignis ihres Glaubens kultisch begingen. Zeugnisse für ein eigenes, von der wöchentlichen Kultfeier am Sonntag unterschiedenes Osterfest lassen sich erst seit der zweiten Hälfte des 2. Jhs. nachweisen, wenn es auch sehr wahrscheinlich ist, dass es das Fest schon einige Zeit vorher, vermutlich schon im I. Jh., gegeben hat.
Bei der kultischen Ausformung des Osterfestes knüpften die Christen der Frühzeit bewusst an das jüdische Pesach-Fest am I4. Nisan, dem Tag des ersten Frühlingsvollmondes, an, an dem die Juden im Rahmen eines rituellen Mahles der Heilstaten Gottes in Schöpfung und Geschichte, vor allem im Zusammenhang mit der Herausführung des Volkes Israel aus Ägypten, dem Durchzug durch das Schilfmeer, der Wanderung durch die Wüste und der Hineinführung in das Gelobte Land, gedachten und im Verlauf dieses Gedächtnismahles das Pesach-Lamm aßen. Das hebräische Wort ‚pesach' bzw. seine dem Griechischen entlehnte Form ‚pascha' bedeutet ursprünglich Vorübergang, Hindurchgang und bezieht sich nach alt-testamentlichem Verständnis - sowie im Verständnis des heutigen Judentums - auf die genannten Heilstaten in der Frühgeschichte des Volkes Israel.
Nach den Berichten der Evangelien hat auch Jesus zusammen mit seinen Jüngern vor seinem Leiden und Sterben das Pascha-Mahl begangen. Darin ist letztlich das Urbild sowohl für das christliche Osterfest als auch für die christliche Eucharistiefeier zu sehen. Bei diesem „Letzten Abendmahl" ist Jesus selbst das Pascha Lamm, das sich zur Speise hingibt und in dieser restlosen Selbsthingabe seinen Tod am Kreuz sakramental vorwegnimmt. Durch seinen Hindurchgang (pascha) durch Leiden und Tod zur Auferstehung hat er dem Volk des Neuen Bundes den Weg eröffnet, der zum (ewigen) Leben führt.
Sicher ist auch, dass die kultische Feier von Ostern in der Frühzeit des Christentums auf einen einzigen Tag beschränkt war, besser: auf eine einzige Nacht, die Osternacht, auch Ostervigil genannt.
Diese die ganze Nacht andauernde Feier war von einer deutlichen Zweiteilung gekennzeichnet: einem ersten Teil, der dem trauernden Gedächtnis der Passion Jesu gewidmet war, und einem zweiten Teil, der der Freude über die Auferweckung und Erhöhung Jesu Ausdruck verlieh. Ja, in dieser einen österlichen Nachtwache, der „mater omnium vigiliarum" (Mutter aller liturgischen Nachtwachen) gedachte man sämtlicher Ereignisse, die im engeren Sinn zum „mysterium paschale" gehören, dem österlichen Heilsgeheimnis, das auch die Himmelfahrt Jesu und die Geistsendung am Pfingsttag mit einschließt.
In der Folgezeit, vor allem seit dem 4. Jh., setzt eine Entwicklung ein, die im Zuge historisierender Tendenzen in eine thematische Auffächerung des einen Pascha-Mysteriums und somit in eine gewisse Verselbständigung des Gedächtnisses der Passion Jesu sowie seiner Himmelfahrt und der Sendung des HI. Geistes einmündet. Es entsteht das Triduum Sacrum und damit, neben der Ostervigil, eine eigene liturgische Feier am Karfreitag (mit der Abendmahlsliturgie am Gründonnerstag als Auftakt) und das im Stundengebet begangene Gedächtnis der Grabesruhe Jesu am Karsamstag. Ferner entstehen in der nachösterlichen Zeit die Feste Christi Himmelfahrt und Pfingsten.
Heute, in der Zeit nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil, liegt die Betonung wieder sehr viel mehr auf der Einheit der liturgischen Feier des Pascha-Mysteriums, die sich zusammen mit der Fastenzeit als Vorbereitung auf Ostern und der nachösterlichen Zeit über mehr als 13 Wochen erstreckt. Dies drückt sich nicht zuletzt in der heute gebräuchlichen Bezeichnung der auf das Osterfest folgenden Sonntage aus: Statt Erster, Zweiter, Dritter Sonntag nach Ostern usw.heißt es heute offiziell: Zweiter, Dritter, Vierter Ostersonntag usw. oder: Zweiter, Dritter, Vierter Sonntag der Osterzeit usw. Vor allem aber ist durch die Betonung der Einheit der gesamten Osterzeit eine im Vergleich zur vorkonziliaren Epoche wesentliche und theologisch fundiertere Neubewertung des Pfingstfestes eingetreten. In der Tat ist Pfingsten nun nicht mehr Beginn eines eigenen Festkreises, des vormaligen Pfingstfestkreises, sondern krönender Abschluss des Osterfestkreises, festliche Gedenkfeier der Ausgießung des HI. Geistes als Frucht und Gabe der Auferstehung Jesu.

In der Frühzeit des Christentums gab es am Ostersonntag keine Messe am Tag. Sie bildete sich wahrscheinlich erst gegen Ende des 6. Jhs, heraus, als man die Feier der Osternacht zeitlich früher ansetzte und die Eucharistiefeier der Osternacht schon vor Mitternacht zu Ende ging.
Entgegen allen Erwartungen fällt der österliche Jubel im Introitus Resurrexi der Tagesmesse des Ostersonntags sehr verhalten aus. Es ist der geheimnisvolle Text - im Licht des Neuen Testamentes und speziell im österlichen Kontext als innertrinitarischer Dialog zwischen Vater und Sohn zu interpretieren -, der den Komponisten zu ehrfürchtiger Zurückhaltung in der Wahl der kompositorischen Ausdrucksmittel angehalten hat.
aus: Johannes Bergmans Göschl: Das Kirchenjahr Im Gregorianischen Choral, EOS St. Ottilien, 2021, S. 1132ff, 146

Resurrexi, et adhuc tecum sum, alleluia :
posuisti super me manum tuam, alleluia :
mirabilis facta est scientia tua.

Ich bin auferstanden und bin immer bei dir. Halleluja.
Du hast deine Hand auf mich gelegt. Halleluja.
Wie wunderbar ist für mich dieses Wissen.

Ps.  1

Domine, probasti me,
et cognovisti me :
tu cognovisti sessionem meam,
et resurrectionem meam.

Herr, du hast mich erforscht
und du kennst mich.
Du kennst mein Sitzen
und mein Aufstehen.
https://gregorien.info/chant/id/7077/0/de

Sie können diesen Choral hören:

https://www.youtube.com/watch?v=CINVY215T5U  (Solo)

https://www.youtube.com/watch?v=LNstcQnf6vs (Schola mit Quadratnotation)