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Gregorianischer Choral an St. Laurentius

Das Kirchenjahr im gregorianischen Choral

Die Sonn- und Feiertage im Kirchenjahr

27. Sonntag im Jahreskreis

Introitus

Alle Menschen und der gesamte Kosmos sind dem Willen und der Macht des Schöpfergottes unterworfen. Mit diesem Gedanken wird die Messe des XXVII. Sonntags im Jahreskreis, des vormaligen XXI. Sonntags nach Pfingsten, durch den Introitus In voluntate tua eröffnet. Seine Melodie umkreist das ganze Stück hindurch die modale Grundtonstufe mi, die ihrerseits von Beginn an der starken Anziehungskraft der Tonstufe fa ausgesetzt ist. Diese modale Ambivalenz im unteren Halbtonbereich - wohl das wichtigste Charakteristikum des IV. Modus - hält den gesamten Melodieverlauf in stetiger Spannung, und dies obgleich kaum nennenswerte musikalische Höhepunkte zu verzeichnen sind.
aus: Johannes Bergmans Göschl: Das Kirchenjahr Im Gregorianischen Choral, EOS St. Ottilien, 2021, S. 260f

In voluntate tua, Domine, universa sunt posita,
et non est qui possit resistere voluntati tuae:
tu enim fecisti omnia, caelum et terram,
et universa quae caeli ambitu continentur:
Dominus universorum tu es.

Unter deinen Willen, Herr, ist alles gestellt,
und nichts gibt es, was sich deinem Willen widersetzen kann.
Du nämlich hast alles gemacht, Himmel und Erde,
und alles, was die Himmel in ihrem Kreis umfassen.
Der Herr über alles: Du bist es.

Ps.  1

Beati immaculati in via:
qui ambulant in lege Domini.

Selig, die untadelig sind auf dem Weg,
die wandeln im Gesetz des Herrn.
https://gregorien.info/chant/id/4324/0/de

Sie können den Choral hören:

https://www.youtube.com/watch?v=U-25_cRMLLo (Solo)
https://www.youtube.com/watch?v=cj_fd2YgkuM   (Schola mit Quadratnotation)

 

26. Sonntag im Jahreskreis

Introitus

Die Propriumsgesänge dieser Sonntagsmesse entsprechen ohne Ausnahme jenen des XX. Sonntags nach Pfingsten der vorkonzili-aren Ordnung des Kirchenjahres. Im Introitus Omnia quae fecisti werden die Gerechtigkeit Gottes und seine Barmherzigkeit einander gegenübergestellt. Sie schließen einander nicht aus, sondern ergänzen sich gegenseitig. Dennoch drückt der Text aus dem Buch Daniel die Hoffnung aus, dass das letzte Wort der Barmherzigkeit Gottes vorbehalten bleibt, Gott zum Ruhm und dem Menschen zum Heil. Davon ließ sich auch der gregorianische Komponist inspirieren, der zwar im ersten Teil auch das gerechte Tun Gottes an den Menschen gebührend hervorhebt, aber im Schlussteil der vertrauensvollen Bitte um das Erbarmen Gottes noch größeren musikalischen Nachdruck verleiht.
aus: Johannes Bergmans Göschl: Das Kirchenjahr Im Gregorianischen Choral, EOS St. Ottilien, 2021, S. 257

Omnia quae fecisti nobis, Domine,
in vero iudicio fecisti,
quia peccavimus tibi,
et mandatis tuis non obedivimus:
sed da gloriam nomini tuo,
et fac nobiscum secundum multitudinem misericordiae tuae.

Alles, was du uns tatest, Herr,
hast du in gerechtem Urteil getan,
denn wir haben gesündigt gegen dich
und deinen Geboten nicht gehorcht.
Aber mach Ehre deinem Namen
und handle an uns nach der Fülle deiner Barmherzigkeit.

Ps.  1

Beati immaculati in via:
qui ambulant in lege Domini.

Selig, die untadelig sind auf dem Weg,
die wandeln im Gesetz des Herrn.

Ps.  2

Magnus Dominus, et laudabilis nimis,
in civitate Dei, in monte sancto eius.

Groß ist der Herr und hoch zu loben
in der Stadt unseres Gottes, auf seinem heiligen Berg.
https://gregorien.info/chant/id/5951/0/de

Sie können diesen Choral hören:

https://www.youtube.com/watch?v=lpQvbwu-Dxk (Solo mit Quadratnotation)

https://www.youtube.com/watch?v=OJNAcBKPJs8 (Schola)

25. Sonntag im Jahreskreis

Graduale

Dieses Gesangsproprium entspricht in all seinen Teilen jenem des XIX. Sonntags nach Pfingsten der vorkonziliaren Ordnung des Kir-chenjahres. Gott als Heil seines Volkes, das ist das Thema des Introi-tus Salus populi. Diese Heilszusage Gottes gilt für immer, auf ewig („in perpetuum"), wie die Melodieführung ganz zum Schluss der Antiphon mit großem Nachdruck unterstreicht.
Geradezu tonmalerisch präsentiert sich das Graduale Dirigatur von Beginn des Chorstückes an mit stetig zunehmender Höherfüh-rung der Melodie bis zur Spitzenlage des VII. Modus bei dem Wort „incensum" (Weihrauch). Was für eine wunderbare musikalische Illustration des Gebetes, das wie Weihrauch zu Gott emporsteigt. Ähnlich bildhaft bewegt sich der Solovers bei der Textstelle , "Elevatio manuum mearum" Das Erheben meiner Hände), wo die Melodie den oberen Grenzbereich des Chorstückes noch um einen Ton übersteigt.
aus: Johannes Bergmans Göschl: Das Kirchenjahr Im Gregorianischen Choral, EOS St. Ottilien, 2021, S. 250

Dirigatur oratio mea sicut incensum in conspectu tuo, Domine.
Wie ein Rauchopfer steige mein Gebet vor dir (deinem Angesicht) auf, Herr.

Vers.  1

Elevatio manuum mearum sacrificium vespertinum.
Das Erheben meiner Hände sei ein abendliches Opfer.
https://gregorien.info/chant/id/2122/0/de

Sie können diesen Choral hören:

https://www.youtube.com/watch?v=nugzozGEmiQ (Solo mit Quadratnotation)

https://www.youtube.com/watch?v=GkcBFhG6wjs (Schola)

 

24. Sonntag im Jahreskreis

Introitus

Eröffnet wird das Messproprium dieses Sonntags, des vormaligen XVIII. Sonntags nach Pfingsten, durch einen Introitus, der zu den Kostbarkeiten des gregorianischen Repertoires zählt. Seine textliche Sinnspitze findet sich gleich zu Beginn: „Da pacem, Domine" (Gib Frieden, Herr!). Die hier verwendete musikalische Intonationsformel verleiht dieser Bitte besonderen Nachdruck. Frieden erbittet der Psalmist (sowie auch der gregorianische Komponist) für alle, die auf Gott harren („sustinentibus te"), besonders aber für sich selbst („servi tui" - deines Knechtes) und für das ganze Volk Israel („plebis tuae Israel" - deines Volkes Israel).
aus: Johannes Bergmans Göschl: Das Kirchenjahr Im Gregorianischen Choral, EOS St. Ottilien, 2021, S. 250

Da pacem, Domine, sustinentibus te,
ut prophetae tui fideles inveniantur:
exaudi preces servi tui,
et plebis tuae Israel.

Gib Frieden, Herr, denen, die auf dich hoffen,
damit deine Propheten als treu erfunden werden!
Erhöre das Gebet deines Dieners
und deines Volkes Israel.

Ps.  1

Laetatus sum in his quae dicta sunt mihi:
in domum Domini ibimus.

Ich freute mich, als man mir sagte:
„Zum Haus des Herrn wollen wir pilgern".
https://gregorien.info/chant/id/1824/0/de

Sie können diesen Choral hören:

https://www.youtube.com/watch?v=-_ovA4Z5-ss (Solo mit Quadratnotation)

https://www.youtube.com/watch?v=iRNtXcylwec (Schola mit Quadratnotation)

 

23. Sonntag im Jahreskreis

Graduale

In den mittelalterlichen Choralhandschriften und im Graduale Romanum von 1908 finden sich die Propriumsgesänge dieser Messe beim XVII. Sonntag nach Pfingsten. Die Gerechtigkeit Gottes und seine Barmherzigkeit schließen einander nicht aus, sondern bedingen sich gegenseitig. Dies ist die Botschaft des Introitus Iustus es, Domine, die mit raumgreifender musikalischer Geste bis in die Spitzenlage des I. Modus verkündet wird.
Das Graduale Beata gens thematisiert die Erwählung des Volkes Israel zum Eigentum Gottes. Der gregorianische Komponist reagiert darauf im Chorstück mit musikalischen Höhepunkten an den Schlüsselstellen des Textes, so gleich zu Beginn bei „Beata gens" (Selig das Volk!) und bei „populus, quem elegit Dominus in haereditatem sibi" (das Volk, das der Herr sich zum Erbe erwählt hat). Der Solovers bekräftigt diesen Sachverhalt: Derjenige, der sein Volk auserwählt hat, ist kein Geringerer als der Schöpfer der Welt.
aus: Johannes Bergmans Göschl: Das Kirchenjahr Im Gregorianischen Choral, EOS St. Ottilien, 2021, S. 248

Beata gens cuius est Dominus Deus eorum :
populus quem elegit Dominus in hereditatem sibi.

Selig das Volk, dessen Gott der Herr ist,
das Volk, das er sich zum Erbe erwählt.

Vers.  1

Verbo Domini caeli firmati sunt
et spiritu oris eius omnis virtus eorum.

Durch das Wort des Herrn wurden die Himmel geschaffen,
ihr ganzes Heer durch den Hauch seines Mundes.
https://gregorien.info/chant/id/812/0/de

Sie können diesen Choral hören:

https://www.youtube.com/watch?v=-kZMSP6Iatc (Solo mit Quadratnotation)

https://www.youtube.com/watch?v=y0HkDYB2e7E (Schola)

 

22. Sonntag im Jahreskreis

Introitus

Im gregorianischen Messproprium dieses Sonntags, des vormaligen XVI. Sonntags nach Pfingsten, herrschen zwei Themen vor: die vertrauensvolle Bitte um barmherzige und gütige Zuwendung Gottes und um seine Hilfe vor feindlicher Bedrohung einerseits sowie andererseits der Lobpreis des gütigen und machtvollen Wirkens Gottes in seiner Schöpfung. So preist der Introitus Miserere mihi die überreiche Barmherzigkeit Gottes ("copiosus in misericordia" - überreich an Barmherzigkeit) an den Menschen, die ihn anrufen, mit einer Melodiewendung, die das übrige musikalische Geschehen dieses Gesangs um ein Vielfaches überragt.
aus: Johannes Bergmans Göschl: Das Kirchenjahr Im Gregorianischen Choral, EOS St. Ottilien, 2021, S. 246

Miserere mihi Domine,
quoniam ad te clamavi tota die :
quia tu Domine suavis ac mitis es,
et copiosus in misericordia
omnibus invocantibus te.

Sei mir gnädig, o Herr;
denn zu dir rufe ich den ganzen Tag!
Denn du, Herr, bist gütig und bereit, zu verzeihen;
und du bist reich an Gnade
für alle, die dich anrufen.

Ps.  1

Inclina, Domine, aurem tuam,
et exaudi me :
quoniam inops, et pauper sum ego.

Neige dein Ohr, Herr,
und erhöre mich,
denn ich bin elend und arm.
https://gregorien.info/chant/id/5256/0/de

Sie können diesen Choral hören:

https://www.youtube.com/watch?v=CoB2T9mPVlE  (Solo mit Quadratnotation)

https://www.youtube.com/watch?v=NmeFTRP0QKg  (Schola mit Quadratnotation)

21. Sonntag im Jahreskreis

Introitus

Die Gesänge dieser Sonntagsmesse entsprechen mit Ausnahme der Communio dem Messproprium des XV. Sonntags nach Pfingsten der vorkonziliaren Ordnung des Kirchenjahres. Sie sind fast durchwegs geprägt von freudiger, ja mitunter sogar fröhlicher Stimmung, die ihren tiefsten Grund in der Zuwendung Gottes zum Menschen und zu seiner ganzen Schöpfung hat. Lediglich der Introitus Inclina, Domine verbreitet eine etwas ambivalente Atmosphäre. Herrschen in den ersten beiden Sätzen die Bitte zu Gott um Erhörung und Heilung sowie die Hoffnung auf das Heilswirken Gottes vor, so werden im Text des Schlusssatzes dunklere Töne angeschlagen, die einen bedrohlichen Hintergrund erahnen lassen. Der gregorianische Komponist reagiert auf diese ambivalente seelische Verfassung des Psalmisten, indem er sich des Tonumfangs zweier Modi, des I. und II. Modus, bedient, des I. Modus mit spannungsvollen musikalischen Höhepunkten bei «Domine" (Herr!) und „sperantem in te" (... der auf dich hofft) in den ersten beiden Sätzen, des II. Modus mit einem Abstieg der Melodie bis zum tiefstmöglichen Punkt im Schlusssatz.
aus: Johannes Bergmans Göschl: Das Kirchenjahr Im Gregorianischen Choral, EOS St. Ottilien, 2021, S. 243

Inclina, Domine, aurem tuam ad me,
et exaudi me :
salvum fac servum tuum, Deus meus,
sperantem in te :
miserere mihi, Domine,
quoniam ad te clamavi tota die.

Neige dein Ohr, Herr, zu mir,
und erhöre mich.
Rette deinen Knecht, mein Gott,
der auf dich hofft.
Erbarme dich meiner, Herr,
denn zu dir schreie ich den ganzen Tag!

Ps.  1

Laetifica animam servi tui :
quoniam ad te, Domine, animam meam levavi.

Erfreue die Seele deines Knechtes;
denn zu dir, Herr, erhob ich meine Seele!

https://gregorien.info/chant/id/4332/0/de

Sie können diesen Choral hören:

https://www.youtube.com/watch?v=7_8XNYvZGaM  (Solo)

https://www.youtube.com/watch?v=ddCMMll8JuM&list=WL&index=14  (Schola mit Quadratnotation)